Corona-Welle vor Ostern: Hören wir Christen das dritte Rufen Gottes?

Gott, unser Land und die dritte Corona-Welle: Zum dritten Mal spitzt sich die Lage unmittelbar vor einem hohen christlichen Fest zu. Henning Dobers hört darin Gottes Rufen und Drängen nach einem „geistlichen Lockdown“ aller Kirchen und Gemeinden.

Schon wieder fordern viele, bis hin zur Bundeskanzlerin, einen „harten“ Lockdown unmittelbar vor einem hohen christlichen Fest. Das ist bereits das dritte Mal innerhalb eines Jahres. Und immer spitzen sich die pandemischen Verhältnisse zeitgleich zur Passions- oder Adventszeit, also ausgerechnet der Bußtage im Kirchenjahr, so zu, dass über die Feiertage alles heruntergefahren werden soll. Fast hätten Staat und Politik dem Land zu Ostern 2021 zwei weitere Feiertage verordnet. Das wären fünf Feiertage am Stück gewesen. Mehr Ruhe geht nicht. Mehr Lockdown geht nicht. Es ist anders gekommen, aber das ist eine andere Geschichte.

Nur Zufall? Ostern und Weihnachten sollen Corona-Wellen brechen

Ist es wirklich nur Zufall, dass ausgerechnet die geistlichen Höhepunkte des Kirchenjahres zu medizinischen Wendepunkten werden sollen? Von den verantwortlichen Politikern ist das so sicherlich nicht beabsichtigt, schon gar nicht eingefädelt. Aber „merkwürdig“ ist es schon, im eigentlichen Sinne des Wortes: Es ist wert bemerkt zu werden.

Gottes Rufen wird immer lauter

Ostern 2020 hatte ich eine Vermutung, Weihnachten 2020 wurde daraus ein stärkeres geistliches Fragen und jetzt, Ostern 2021, ist daraus eine heilige Unruhe geworden. Ich glaube, dass der in der Pandemie verborgene Gott, der heilige, mitleidende und zugleich handelnde Gott mit Nachdruck unsere Aufmerksamkeit auf sich lenken möchte. Ob Gott eine staatliche „Notbremse“ zu den Feiertagen nutzt, um eine geistliche Punktlandung zu setzen, ob es ein göttlicher Wendepunkt in unserer Menschenzeit, ein Kairos im Chronos ist? Es wäre nicht das erste Mal, dass Gott so handelt: „Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot ausging von dem Kaiser Augustus …“, beginnt der Evangelist Lukas seinen Bericht zur Geburt Jesu. Ein weltumfassendes säkulares Ereignis wurde vom Heiligen Geist genutzt, um etwas grundsätzlich Neues zu starten.

Alles muss man uns dreimal sagen …

Wahrscheinlich hat fast jeder in jungen Jahren einen Satz gehört, den wir später als Erwachsene selbst ausgesprochen haben: „ Alles muss man dir dreimal sagen!“ Offensichtlich ticken wir Menschen so, dass uns manches mehrfach, mindestens aber dreimal gesagt werden muss, ehe wir aufmerken, hinhören, einlenken oder unser Verhalten ändern. Vor dem Hören aber kommt das Aufhören …

Gott will Verantwortliche wachrütteln

Könnte es sein, dass Gott erneut, nun also zum dritten Mal beim Kirchenvolk, also bei seinen eigenen Leuten, anklopft? Dass wir gemeint sind? Ja, wir! Dass wir einen geistlichen Job zu tun haben in diesem Land? Dass Gott die geistlich Verantwortlichen aller Konfessionen, Traditionen, Netzwerke, Kommunitäten und Gemeinschaften wachrütteln will? Und zwar als Gemeinschaft des Volkes Gottes, nicht nur jede und jeder für sich? Könnte es sein, dass Gott etwas grundsätzlich Neues schaffen will? Könnte es sein, dass der heilige Gott einen geistlichen Lockdown unter seinen Leuten will, damit wir als Kirche ins Hören kommen?

Geistlicher Lockdown: Gemeinsam Gott suchen

Das bedeutet nicht, dass wir alle einfach unsere Kirchen zumachen oder das geistliche Leben lediglich ins Digitale verlagern oder einfach nichts tun. Ich rede weder der Fortsetzung des geistlichen Dauerprogramms noch der totalen Funkstille das Wort. Ich meine ein gemeinsames Eintreten in einen geheiligten (Zeit-)Raum der Ruhe und des Hörens auf IHN. Eine aktive Passivität.

Wenn Gott dreimal ruft, ist es richtig ernst

Wenn Gott redet, sollten wir es nicht verpassen. Wenn er zweimal spricht, ist es ihm wirklich wichtig. Wenn er dreimal ruft, dann ist höchste Dringlichkeit geboten.

Dreimal wird in einer sehr kritischen politischen Situation Israel zugerufen: „Land, Land, Land, höre des Herrn Wort!“ (Jeremia 22,29).

Dreimal stellt sich ein Engel des Herrn dem verblendeten Bileam in den Weg, ehe dieser aufwacht (vgl. Numeri 22).

Dreimal hat Petrus eine ihn verstörende Erscheinung, die dazu führt, dass er langsam begreift, allmählich umdenkt und schließlich eine neue Phase in der Kirchen- und Heilsgeschichte beginnt (vgl. Apostelgeschichte 10).

Heute ist Gründonnerstag.

Dreimal geht Jesus an diesem Abend, dem Abend vor der Entscheidung, ins Gebet. Am Gründonnerstag fällt die Vorentscheidung. Mehrfach sagt er den Jüngern: „Wachtet und betet, dass ihr nicht in Versuchung fallt!“ (Matthäus 26, 41). Und doch vermasseln sie es jedes Mal.

Dreimal versucht Pilatus, das Volk umzustimmen und Jesus loszugeben. Ohne Erfolg. Die Masse will den Tod Jesu (Lukas 22,22-23). 

Gott, unser Land, und nun die dritte Welle und die Forderungen nach dem dritten Lockdown. Und wieder pünktlich zu einem hohen Kirchenfest. Ich finde: Da geht noch was. Da muss endlich was gehen. „Land, Land, Land, höre des Herrn Wort!“. Alles muss man uns dreimal sagen!

Geistlicher Lockdown: Sieben Tage gemeinsam aufhören und auf Gott hören

Das wäre doch mal was, wenn alle Christen aller Kirchen aller Traditionen von der See bis zu den Alpen gemeinsam sieben Tage lang einen geistlichen Lockdown mit ergebnisoffenem Ausgang praktizieren würden. Zur Ehre Gottes, zum Wohl für unser Land, zur Heilung der Kirche. Alle gemeinsam, eine Woche lang, jeden Tag. Eine Art „Pestgebet“, immer zur gleichen Zeit, wenn möglich immer mit Glockengeläut. Vor Gott sein, sich ihm hinhalten, um Erbarmen bitten. Es ist so einfach. Es kostet nichts, nur unseren Stolz, unseren Aktivismus, unsere Zeit.

Kirchen müssen ihren Job machen

Diesen Job kann uns keiner abnehmen. Diesen Job können nur die Kirchen übernehmen. Hier sind wir nicht vertretbar. Kein Politiker, kein Virologe, kein Impfzentrum. Das inzwischen regelmäßige zeitliche Zusammenspiel von Infektionswelle, staatlicher Notbremse und hohen Kirchenfesten ist aus meiner Sicht ein expliziter Ruf an die Kirchen und ihre Rolle in der Pandemie.

Gott wartet auf uns!

Manchmal erleben wir uns als Wartende auf Gott, während doch ER es ist, der auf uns wartet. Dreimal hat er jetzt angeklopft. Der Zeitpunkt ist gekommen. Der Tag ist da. Es ist Zeit für einen geistlichen Lockdown. Alles aus der Hand geben. Alles ihm loslassen. Und dann offen sein, für das, was er sagen oder tun will.

Henning Dobers

Henning Dobers ist Pfarrer und 1. Vorsitzender der GGE Deutschland.

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6 Gedanken zu “Corona-Welle vor Ostern: Hören wir Christen das dritte Rufen Gottes?

  1. Liebe Herr Dobers,
    ganz herzlichen Dank für diese Gedanken zur dritten Welle. Auch wir empfinden diese Dringlichkeit und den Ruf Gottes, ihn zu suchen im Gebet. Jeden Abend läuten bei uns die Glocken um 19.30 Uhr und rufen zum Gebet, seit letztem Jahr. Wir nutzen in der Regel diese Zeit, um in Anbetung und Fürbitte für unser Land und Europa vor unsern Gott zu treten. Dies ist in der Zwischenzeit ein fester Bestandteil in unserem Tagesablauf geworden. Es liegt uns am Herzen, dass die Christen und unsere Kirche aufwachen und unsern Herrn suchen. Er ist unser barmherziger Vater und allein bei ihm ist Errettung, machen wir uns zu ihm auf, so lange es Zeit ist.
    Nochmals herzlichen Dank für ihren Impuls. Wir hoffen und beten, dass er vielfach gehört und umgesetzt wird, nicht nur kurze Zeit. Es sollte doch normal sein, dass Gottes Kinder ihn suchen und mit ihm reden, auf ihn hören und seinen Willen tun.
    Der Friede des Herrn sei mit ihnen
    Erika und Andreas Roth

  2. Lieber Henning!
    Du sprichst mir sehr zu Herzen. Wo ist der Jona, der von Gott den Auftrag bekommt die Welt zur Buße und Umkehr zu rufen und gehört wird? Heute ist Gründonnerstag – „tut dies zu meinem Gedächtnis“ wann wird das gemeinsam geschehen unter uns Christen mit Brot und Wein – verwandelt in seinen Leib und sein Blut -zur Verkündigung seines Todes – bis er wiederkommt!“ (1Kor,11) Die Idee mit der einen gemeinsamen Stunde um auf Gott zu hören gefällt mir und Glockegeläut ist ein guter Weckruf und eine Einadung! Ich werde den Runden Tisch-Weg der Versöhnung in Österreich aufmerksam machen auf Deinen Blog.

  3. Vielen Dank, Herr Dobers, für diese wahren und geisterfüllten Worte. Ein wunderbar inspirierender Anstoß, der unbedingt gehört werden sollte.
    Ich werde dieses Gedanken mit in meine Osterpredigt einfließen lassen.

    Gottes Segen für die Feiertage und eine lebendige Begegnung mit dem Auferstandenen wünsche ich allen Lesern.

  4. Unser Bruder Henning Dobers trifft den Nagel auf den Kopf. Gott redet durch die Pandemie (nicht nur durch, aber in Übereinstimmung mit der Bibel). Und in der Tat sollten wir Christen und ´Kirchen als erste die Ohren aufmachen, bevor wir den Mund auftun, nur, um zu versichern, dass wir mit den Hygieneregeln völlig konform seien. Viel wichtiger ist doch die Frage, ob wir mit dem konform sind, was Gott von uns erwartet, nämlich ihn zu bezeugen als den Herrn, der einen Anspruch auf unseren Dank hat, z.B. für den Impfstoff und der auf unsere demütigen Bitten wartet.
    Im Übringen redet Gott nicht nur zu den Kirchen, schon gar nicht nur zu uns Deutschen, sondern er redet durch die Pandemie zu den Völkern der Welt und sagt ganz schlicht, was früher jedes Kind und jedes Dorf wusste: Gott ist der Herr. Da ist jemand über uns. Er vereitelt den Ratschluss der Nationen und macht die Plände der Völker zunichte (Ps. 33). Oder ganz einfach: Der Mensch denkt und Gott lenkt. Die gebührende Antwort kann nur sein: Etwas demütiger werden!

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