„I was 8814“: Doku über Hanna Miley gewinnt Filmpreis in Berlin

Sie kam per Kindertransport nach England und überlebte den Holocaust. Seit sie Jesus kennt, setzt sich Hanna Zack Miley für Versöhnung ein: Die Doku ihres Lebens ist jetzt ausgezeichnet worden.   

Ein bewegender Dokumentarfilm über das Leben von Hanna Zack Miley, Jüdin und Jesusnachfolgerin, hat auf dem Berlin Indie Film Festival jetzt den Preis als bester Dokumentarfilm gewonnen. Vergangenen Sonntag, 19. Oktober, haben die das Filmteam beratenden Historiker Dr. Amy Williams und Prof. Dr. William Niven (Nottingham Trent University, England) den Preis entgegengenommen und Fragen zum Film beantwortet. Auch in Berlin wurde deutlich: Hanna steht mit ihrem Leben für Vergebung und für Versöhnung.

„I was 8814“ (dt. „Ich war Nr. 8814“) erzählt davon, wie die siebenjährige Johanna Zack am 24. Juli 1939 von ihren Eltern Markus und Amalie Zack in Köln in einen Zug Richtung England gesetzt wurde. Sie trug ein Schild mit der Nr. 8814 um den Hals und war eins von rund 10.000 jüdischen Kindern, das im Rahmen des „Kindertransports“ nach Großbritannien und damit außer Reichweite der Nationalsozialisten gebracht wurde. Ihre Eltern jedoch sollte sie nie wieder sehen.

Im Film erzählt die heute 92-Jährige ihre Geschichte. Sie berichtet von Kindheitserinnerungen an Hitler-Deutschland, ihren späteren Nachforschungen nach ihren Eltern und der bitteren Erkenntnis, dass diese am 3. Mai 1942 in einem Waldstück nahe Chelmno in Polen ermordet worden waren. Aus tiefem Hass fand sie einen Weg zur Vergebung: „Mein unterdrückter Zorn, mein Hass, meine Bitterkeit und mein Selbstmitleid waren unerträglich geworden. 1961 begann Billy Graham seinen Dienst in Großbritannien; ich war neugierig und wollte ihn sprechen hören. Als ich dort saß, wurde aus mir, der kritischen Zuhörerin, auf einmal eine überführte Sünderin. Ich sah Jesus am Kreuz, wie er mich einlud, ihm meine Bitterkeit und meinen Hass auf diejenigen zu geben, die meine Eltern, Verwandten und liebsten Freunde ermordet hatten. Ich erfuhr überaus lebendig, wie eine unerträgliche Last von mir genommen wurde, und meine Gebete in den folgenden Tagen beantwortete er, indem er mir die Gnade schenkte, vergeben zu können.“ Auf den Spuren der Vergangenheit reiste sie sogar zurück nach Gemünd, Köln, Lodz und Chelmno, um „an den Orten meines Schmerzes zu beten“.

Diese Vergebung wurde – auch das zeigt der Film – im Oktober 2021 mit Händen greifbar, als Hanna auf dem jüdischen Friedhof ihres früheren Wohnortes Gemünd (Eifel) Verena umarmte, die Tochter eines hochrangigen österreichischen Nazis: „Über die Jahre hatten Verena und ich ähnliche Wege zur Versöhnung beschritten“, sagt Hanna. Die unwahrscheinliche Freundschaft der beiden wurde zu einem lebendigen Beispiel für die Kraft und die Schönheit von Vergebung und Versöhnung, Hannas Herzens- und Lebensthema.

Dass der Film jetzt in Berlin ausgezeichnet worden ist, sehen Hanna und ihr Ehemann George als Wirken Gottes. Sie leben in Phoenix, Arizona (USA) und zählen sich dort zur anglikanischen Christ Church. „Seit dem Beginn unserer Reise mit diesem Film haben wir gebetet, dass diese Geschichte in Deutschland erzählt werden würde“, so Hanna und George. Offizieller Filmstart in den USA ist im November.

Hanna und „Wittenberg 2017“: Versöhnung ist ihr Lebensthema

Ihre Berufung zur Versöhnung hat Hanna Miley, die seit vielen Jahren mit der GGE geistlich verbunden ist, auch beim Projekt „Wittenberg 2017“ gelebt. Über viele Jahre hat eine Weggemeinschaft von Leitern aus verschiedenen christlichen Kirchen und messianisch-jüdischen Gemeinden Orte aufgesucht, an denen es im Verlauf der Reformationsgeschichte zu Trennungen kam. In Vorbereitung auf das Reformationsjubiläum ging es dabei immer um Verstehen und Aufarbeitung der Geschehnisse und – wo nötig – um die Bitte um Vergebung und Schritte der Versöhnung. Diesen außergewöhnlichen und ergreifenden Weg, an dem Hanna wesentlichen Anteil hatte, schildern Thomas und Amy Cogdell in ihrem Buch „Untrennbar. Wie Gott zusammenführt, was zusammengehört“ (GGE-Verlag 2024).

Mehr zu Hannas Lebensgeschichte
Hanna Zack Mileys Lebensgeschichte erschien auf deutsch unter dem Titel „Meine Krone in der Asche“ (Fontis, Basel 2019). Der Film „I was 8814“ wurde 2025 außerdem auf dem Austin International Film Festival (Texas, USA) als bester Dokumentarfilm und auf dem World Film Festival in Cannes – Remember the Future (nicht zu verwechseln mit den Internationalen Filmfestspielen) als bester biographischer Feature-Film ausgezeichnet. Die britischen Historiker Dr. Amy Williams und Prof. Dr. William Niven arbeiten derzeit an einer transnationalen Geschichte des Kindertransports (2026, Yale University Press).

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Cookie Consent mit Real Cookie Banner