Viele Christen wechseln unzufrieden von einer Gemeinde zur nächsten, das beobachtet Peter Heß seit geraumer Zeit. Aber hört noch einer der „Church-Hopper“ hin, was Jesus ihm vielleicht sagen will?
Sehr viele Christen sind unzufrieden damit, wie es in ihrer Gemeinde läuft. Egal ob Volks- oder Freikirche, egal ob charismatisch oder evangelikal. Irgendwann haben sie die Nase voll und gucken, ob es woanders etwas Besseres für sie gibt. (Oder wie sie ihren eigenen Laden mit Macht und Gewalt in Ordnung bringen können.) Immer wieder höre ich diese Geschichten: in ungezählten Gesprächen, auf den Seminaren, die ich halte – überall taucht dieses Thema auf. Mich macht das sehr nachdenklich. Da stimmt doch etwas ganz grundlegend nicht.
Welchen Platz weist Jesus mir zu?
Ist das „Church-Hopping“ nicht etwas, was zuerst der Seele entspringt? Nach dem Motto: Ich bin unzufrieden, also suche ich mir etwas Besseres. (Doch meinen Frust nehme ich immer mit.) Gibt es das überhaupt, was ich suche? Und eins haben wohl die meisten in diesem Prozess nicht gefragt: Welchen Platz weist eigentlich Jesus mir zu?
Selbst ein scharfer Kritiker – bis Gott anfing zu reden
Als junger Pfarrer war auch ich mit meiner Kirche ziemlich unzufrieden. Ich war voller Ärger, Kritik, bis hin zu Überlegungen auszutreten. Auch in meiner ersten Gemeinde war es schwierig: Da war so wenig geistliche Lebendigkeit. Meine Predigten waren darum oft ziemlich angriffig. Doch dann begann Gott mit mir zu reden: „Hast du die Menschen lieb?“ Das traf mich. Gott hatte mich in dieser Kirche gesucht und gefunden und in dieser Kirche wollte ich dienen. Ich wollte doch meiner Berufung nachkommen, in den mir anvertrauten Gemeinden Menschen auf ihrem Weg zu einem lebendigen Glauben zu begleiten!
Dann bekam ich einen weiteren Impuls des Heiligen Geistes: „Kritik ist zu wenig; übernimm Verantwortung, wenn du gefragt wirst.“ Damit begann ein längerer Weg, auf dem Jesus mein Herz veränderte – für die Menschen, die mir anvertraut waren, und für meine Kirche, in die Jesus mich berufen hatte.
Jesus ruft uns „hinter sich“
Berufung ist die Schlüsselerfahrung, von der uns das Neue Testament vielfach berichtet: „Folge mir nach!“, so ruft Jesus Menschen in seine Nachfolge. Eigentlich aber heißt es: „Hinter mich!“ Diese Aufforderung weist uns den richtigen, den uns angemessenen Platz zu. So klar ist Jesus. Wenn wir in Jesu Fußspuren gehen, tritt er selbst den Weg für uns aus. Das ist auch besser so. Da geht es sich leichter, der Weg ist Schritt für Schritt gebahnt. Ich denke bei diesem Bild an Spuren im Schnee, die das Gehen wesentlich erleichtern und sicherer machen. Da hat der Bergführer, der Lawinenkenner die Spur getreten. Ausflüge auf eigene Faust sind lebensgefährlich.
Jesus ging zum Ort der Gottesbegegnung
Auch seinen eigenen Weg hat Jesus immer deutlich vor Augen gesehen. Aus seiner „Kirche“ ausgetreten, das heißt damals aus der Tempelgemeinde, ist er jedenfalls nicht. In welchen Ort er auch kam, es war klar, dass ihn sein Weg in die Synagoge führen würde. Und schon als Zwölfjähriger war es seine reife Gewissheit, im Tempel und damit am Ort der Gottesbegegnung sein zu müssen: „Wusstet ihr nicht, dass ich sein muss in dem, was meines Vaters ist?“ (Lukasevangelium, Kap. 2, Vers 49), sagte er, als ihn seine Eltern drei Tage lang „mit Schmerzen“ gesucht hatten.
Jesus verändert die Gemeinde, nicht wir
Zur Kritik an der Gemeinde fällt mir noch die Geschichte von der Tempelreinigung ein. Jesus trieb die Händler und Geldwechsler mit einer Peitsche aus dem Tempel: Der Ort der Gottesbegegnung, das Bethaus, sollte allein dafür da sein (Johannesevangelium, Kap. 2, Verse 14-16). Wie oft juckt es auch uns in den Fingern, wie oft auf den Lippen! Wie oft bleibt es nicht dabei und wir nehmen unsere Peitsche und holen aus! Aber es ist Jesus, der reinigt, nicht wir! Auch hier müssen wir uns wieder fragen: Welche Rolle hat Jesus und welche haben wir? Wann immer wir anfangen, seine alleinige Rolle zu übernehmen, wird es schwierig. Das gilt für unsere Gemeinden, unsere Kirche und unser eigenes Leben.
„Zuerst du, Peter!“
Und noch eine Lektion durfte ich beizeiten lernen: Meine Erfahrungen mit Beichte und Seelsorge, die am Beginn meines bewussten Lebens mit Jesus standen, wollte ich so gern in den mir anvertrauten Gemeinden weitergeben. Es kam aber keiner! Da sprach Jesus wieder zu mir, sehr schlicht: „Zuerst du.“ Nachdem ich diese Einladung angenommen hatte, persönlich Buße zu tun, durfte ich am nächsten Tag mein erstes seelsorgerliches Gespräch führen.
Gott verändert uns in seiner Gegenwart
Gott ruft uns in seine Gegenwart, „allezeit im Tempel“ zu sein wie die Jünger, nachdem Jesus zum Vater gegangen war (Lukasevangelium, Kap. 24, Vers 53) – mich, uns, auch die GGE! Diese Zeit der Gottesbegegnung will seine Wirkung in uns entfalten. Wir müssen es zulassen, wollen, suchen, uns stören lassen. Nicht ausweichen, nicht weglaufen. An diesem Ort auf Jesus warten, auf das Wirken des Heiligen Geistes, so wie es unzählige Männer und Frauen in der Kirchengeschichte bereits getan haben – bis heute. Dann verändert Gott zuerst uns – und dann unsere Gemeinde. Denn die perfekte Gemeinde gibt es nicht; und selbst wenn: Spätestens, wenn ich komme, hört sie auf jeden Fall auf, perfekt zu sein.
Ja, ein gutes Zeugnis ! Die Leidensfähigkeiten sind aber unterschiedlich ! Danke Gott und bring Dich voll ein in Deiner Gemeinde. Das ist der Königsweg.!