Extremwetter, Überschwemmungen, Corona: Eine Katastrophe jagt die andere. Die Ursache allen Übels aber liegt darin, dass wir Menschen maßlos und ohne Verantwortung vor Gott und seiner Schöpfung leben wollen, sagt Helmut Münkel. Von seiner Kirche wünscht er sich hier endlich Klartext.
Die Flutkatastrophe im Westen Deutschlands macht uns alle fassungslos – wir beklagen den Verlust von Menschenleben, Menschen werden vermisst, unsagbare Sachwerte sind zerstört, Landschaften völlig verändert. Der Klimawandel hat seine Zähne gezeigt – ohne zu lächeln. Seit eineinhalb Jahren treibt die Corona-Katastrophe weltweit ihr Unwesen. Viele Menschen sind gestorben, viele haben liebe Angehörige verloren, viele kämpfen noch ums Überleben. Eine Katastrophe übertönt in den Medien die andere. Die Klimakatastrophe kam langsam und schleichend, keineswegs unerwartet – aber allenthalben unterschätzt, weil man nicht gleich die Folgen sah oder auf die Wissenschaft nicht hören wollte.
Die Kirche schweigt zur Ursache des Übels
Eine andere Katastrophe bricht sich schon länger ihre Bahn – ohne medienwirksam Beachtung zu finden. Eine kleine Meldung in den letzten Tagen erwähnte fast beiläufig, dass die beiden großen Kirchen rund 440.000 Mitglieder verloren haben. Mich wundert das nicht. Wer geht heutzutage noch zur Kirche? Es sind wenige – sehr wenige – und oft sind es immer die Gleichen. Und sie gehen so lange, bis sie wegsterben. Junge Leute muss man lange suchen.
Warum auch sollte man sich für Kirche interessieren? Was stellt unsere Kirche eigentlich dar? Ist sie nicht mehr als eine politische Wohlfahrtsorganisation? Es ist schwer, sich von Kirche in Bild zu machen – denn das ist von Ort zu Ort unterschiedlich. Was ich aber allgemein wahrnehme ist – nichts. Ich höre und sehe die Kirche nicht, wenn es darum geht, klar Stellung zu beziehen, worin die eigentliche Ursache des Übels liegt.
Katastrophen sind von Menschen gemacht
Ich will nicht behaupten, Corona, die Flutkatastrophe oder der Klimawandel wären eine Strafe Gottes. Ich glaube nicht, dass Gott da seine Finger im Spiel hat. Wenn es darum geht Mist zu bauen, schaffen wir Menschen das ganz gut alleine. Dazu brauchen wir Gott nicht. Viele der Katastrophen, die wir erleben, sind von uns selbst gemacht. Wenn ich „wir“ sage, nehme ich mich bewusst nicht aus. Ich bin keinesfalls besser als andere – auch ich bin mitverantwortlich und es geht mir nicht darum, anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben oder sie anzuklagen.
Wir Menschen glauben nicht, dass wir Gott brauchen
Das Problem ist: Wir brauchen Gott überhaupt nicht mehr. Das glauben wir jedenfalls – und vermutlich ist das das Einzige, was wir mit voller Überzeugung glauben. Die Ursache allen Übels ist – davon bin ich fest überzeugt –, dass wir Menschen nicht mehr glauben, dass wir nicht mehr zu Gott beten, dass wir nicht mehr Jesus nachfolgen, dass wir uns nicht mehr vom Heiligen Geist leiten lassen.
Ohne Gott setzt sich der Mensch selbst absolut
Wer Gott nicht mehr als Gott anerkennt, sucht sich einen anderen Götzen – ob er nun Geld, Selbstverwirklichung, Vergnügen, Bequemlichkeit oder Unersättlichkeit heißt. Wer Gott nicht mehr als den anerkennt, dem gegenüber er verantwortlich ist, dem fällt es auch schwer, für sich selbst, für die Mitmenschen und für die Schöpfung Verantwortung zu tragen. Verantwortung – das ist das, was Gott meinte, als er sagte, wir sollten uns die Erde „untertan machen“ (im 1. Buch Mose, Kapitel 1, Vers 28). Da war nicht die Rede davon, die Schöpfung einschließlich der Regenwälder, Pflanzen, Tiere und Mitmenschen auszubeuten. Da war nicht die Rede davon, dass man einen SUV braucht, um die Kinder in die Kita zu fahren und auch nicht von den Massen an Elektrizität, die für Streaming-Dienste, Shopping-Portale, soziale Netzwerke oder das Schürfen von Kryptowährungen verbraten werden.
Wir müssen wieder das rechte Maß finden!
Ich bin kein Feind der Digitalisierung, der Globalisierung oder der Mobilität und ich esse ab und an auch Fleisch. Ich will auch nicht zurück in die Steinzeit. Ich bin auch dafür, dass Leistung sich lohnen sollte und dass eine gute Arbeit einen guten Lohn verdient. Ich wünsche mir aber, dass wir wieder das rechte Maß finden.
Muss es so viel Fleisch sein? Muss man die Kinder wirklich mit so einem großen Auto zur Kita bringen? Muss man alles haben, auch wenn es der Laden um die Ecke nicht führt? Muss man Multimilliardäre wie die Musks, Bezos‘, Zuckerbergs dieser Welt noch darin unterstützen, sich ihre persönliche Raumfahrt zu ermöglichen? Haben die wirklich so viel geleistet, dass es ihr Kapital rechtfertigt? Ich glaube nicht – kein Mensch kann mit normaler Arbeit so viel leisten. Und genau da krankt unser System. Es ermöglicht Reichtum ohne ein Äquivalent an Wertschöpfung – und es ermöglicht Armut ohne ein Äquivalent an Solidarität derer, die mehr als genug haben.
Die eigentliche Katastrophe ist unser aller Maßlosigkeit. Sie resultiert daraus, dass wir uns selbst zum Gott machen – weil wir dem wahren Gott nicht mehr dienen wollen, weil wir gottlos geworden sind.
Wir müssen wieder auf die Knie gehen – und dann handeln
Wenn wir weitere Katastrophen abwenden wollen, ist es mit Klimaschutz, Gesundheitsschutz und sozialer Gerechtigkeit allein nicht getan, denn der Eigensinn der Menschen wird immer einen effizienten Weg finden, Gutes zu zerstören. Wir brauchen Gott, wir brauchen sein Erbarmen und wir brauchen Umkehr und Vergebung, wir müssen wieder auf die Knie gehen und beten – und dann aufstehen, handeln und in Verantwortung vor Gott und der Schöpfung die richtigen Dinge richtig tun.
Die Kirche muss Klartext reden!
Ohne Gott kann nichts heil sein – noch gesund. Ohne Gott geht es nicht. Ich vermisse schmerzlich, dass unsere Kirche das nicht deutlich sagt! Was, wenn nicht das, ist ihre Aufgabe?
Ich bete dafür, dass wir Menschen wieder zu Gott umkehren, dass wir alle uns unserer Schuld (ja, das darf man ruhig so deutlich sagen!) bewusst werden und um Vergebung bitten. Ich bete dafür, dass durch eine gesund werdende Beziehung zu Jesus die Kirche wieder zu einer „Gemeinschaft der Heiligen“ wird, einer Gemeinschaft gleichgesinnter Nachfolger. Ich bete dafür, dass es wieder mehr Christen in Deutschland werden, dass eine Erweckung (wann, wenn nicht jetzt, sollen wir denn sonst aufwachen?) durch das Land geht.
Ich bete, dass Liebe sich Bahn bricht – zu Gott und Menschen
Ich bete dafür, dass die Nachfolger Jesu überall vertreten sind und stärker werden – in der Öffentlichkeit, in der Politik und in der Wirtschaft – und dass dadurch Entscheidungen getroffen werden, die maßvoll und verantwortlich sind. Ich bete dafür, dass sich die Liebe zu Gott und zum Nächsten als Wert und als Entscheidung wieder Bahn bricht. Ich bete dafür, dass die Menschen weltweit umkehren zu dem einen Gott, der das Blatt unserer Welt noch wenden kann.
In 2. Buch der Chronik spricht Gott zu König Salomo: „Siehe, wenn ich den Himmel verschließe, dass es nicht regnet, oder die Heuschrecken das Land fressen oder eine Pest unter mein Volk kommen lasse und dann mein Volk, über das mein Name genannt ist, sich demütigt, dass sie beten und mein Angesicht suchen und sich von ihren bösen Wegen bekehren, so will ich vom Himmel her hören und ihre Sünde vergeben und ihr Land heilen“ (Kapitel 7, Verse 13-14).