Wir brauchen gute Bilder!

Oft sagt ein Bild mehr als tausend Worte – wie das aktuelle Titelbild des GGE-Magazins „Geistesgegenwärtig“, findet Frank Hirschmann. Gute, geheiligte Bilder spielen auch im geistlichen Leben eine große Rolle: Sie zeigen uns die Wirklichkeit aus Gottes Sicht.

Foto: Björn Kowalewsky / www.helldunkel-produktionen.de

Jedes Jahr gibt es das „Pressefoto des Jahres“ oder küren Regionen, Städte und Organisationen das für sie beste Foto des Jahres. Dahinter steht meist eine besondere Geschichte oder ein Ereignis, die Bilder vermitteln eindrücklich, was viele Worte oft nicht ausdrücken können. Ähnlich stark bewegt mich das Foto auf der Titelseite der aktuellen „Geistesgegenwärtig“, dem Vierteljahresmagazin der GGE, zum Thema „Barmherzig“.

Ein Titelbild mit vielen Emotionen

Als ich das Titelbild zum ersten Mal sah, ging es mir durchs Herz und mein erster Gedanke war: umwerfend gut. „Um-werfend“, im wahrsten Sinn des Wortes. Zwei Generationen begegnen sich – und beim stillen Betrachten gehen so viele Elemente und Emotionen zu Herzen. Ein Mensch, mit vom Alter gezeichneten Gesicht, drückt mit seiner alten Hand einen jungen Menschen an sich und flüstert ihm scheinbar Lebensweisheit zu. So viel Nähe ist da. Zwischen Reife und Jugend, begrenztem Leben und Zukunft. So vieles ist zu sagen und zu hören, zu geben und zu empfangen. Der eine braucht den anderen.

Wir brauchen Bilder, die uns heilen

Das Titelbild bringt mir in Erinnerung, dass wir Bilder und Symbole brauchen. Wir brauchen gute, geheiligte Bilder. Bilder, die uns nicht krank machen, die keine Ängste auslösen, die uns nicht verfolgen und zu Albträumen werden. Wir brauchen Bilder, die uns erbauen, stärken, trösten, heilen. Jesus wusste das und nutzte es. Wie kann es auch anders sein? Er redete oft in Bildern und Gleichnissen, auch vom Reich Gottes: „Das Himmelreich ist wie …“ (besonders häufig im Matthäusevangelium, Kapitel 13).

Jesus hat von uns ein anderes Bild als wir

Jesus hatte von Menschen ein Bild vor Augen, das nicht dem entsprach, wie sie sich selbst sahen. Wenn Jesus von uns ein Bild zeichnet, dann werden wir uns darin kaum wiedererkennen. Es hat zwar Ähnlichkeit mit uns, ist aber gleichzeitig so ganz anders. Es zeigt uns als Ebenbild Gottes, so wie er uns sieht – als von ihm her gezeichnet, als Gegenüber, durch das er durchscheint.

So wird aus einem Menschenbild, aus einer geschundenen Schöpfung, etwas Heiliges, Geheiltes. Der Apostel Paulus beschreibt das so: „Jetzt sehen wir alles nur wie in einem Spiegel und wie in rätselhaften Bildern; dann aber werden wir Gott von Angesicht zu Angesicht sehen. Wenn ich jetzt etwas erkenne, erkenne ich immer nur einen Teil des Ganzen; dann aber werde ich alles so kennen, wie Gott mich jetzt schon kennt“ (1. Korintherbrief, Kapitel 13, Vers 12).

Geistliche Bilder zeigen himmlische Realität

Ohne dass sich in der irdischen Realität etwas veränderte, hatte ich einmal diesen besonderen Moment, wo mir Gott ein anderes Bild seiner himmlischen Realität ins Herz schenkte. Es war an einem dreckigen und stinkenden Ort, einer Stadt für sich: dem Müllberg in Maputo, Mosambik. Ich hatte in mir ein Bild wie aus dem Gleichnis, das Jesus im Lukasevangelium erzählt (Kap. 14, Vers 21): Ich sah in meinem Geist, wie diese Menschen, die verarmt und schmutzig im und vom Müll lebten, von hinten nach ganz vorn auf die Ehrenplätze in Gottes großem Festmahl geholt wurden. Die Letzten werden die Ersten sein. In mir stieg große Freude, Barmherzigkeit und Demut auf – gegenüber den Menschen, die es ganz offenbar wert sind, auf die Ehrenplätze gerufen zu werden.

Ein großes Bild führt in die Anbetung

Ein noch größeres Bild gibt uns das letzte Buch der Bibel, die Offenbarung des Johannes, wieder. Die Offenbarung erscheint vielen als ein „Buch mit sieben Siegeln“, schwer zu verstehen, irgendwie doch bedeutend und voller Endzeitsymbolik. Darauf will ich hier gar nicht eingehen. Nur so viel: Vieles von dem, was in die Offenbarung gerade in unserer heutigen Zeit – wie beinahe zu allen Zeiten – hineininterpretiert wird, hat mit ihr nichts oder nur sehr wenig zu tun.

Im Gegenteil: Alles Spekulieren und Hineindeuten lenkt ab von der Größe, der Schönheit und der Tiefe dieses letzten Buches des Neuen Testamentes. Dort nimmt uns Johannes zunächst nämlich mit in den Thronsaal Gottes. Er sieht den, der auf dem Thron sitzt. Gottes Aussehen wird nicht direkt beschrieben, sondern uns wird ein Bild gegeben, das uns einlädt, mit geheiligter Vorstellungskraft zu „sehen“: „… auf dem Thron saß jemand, von dem ein Leuchten ausging wie von einem Diamanten oder einem Karneol. Ein Regenbogen, strahlend wie ein Smaragd, umgab den Thron mit seinem Glanz“ (Kapitel 4, Verse 2-3). Und dann sind da vier Wesen, die immer wieder aufs Neue anstimmen: „Heilig, heilig, heilig ist Gott, der Herr, der allmächtige Herrscher, er, der war, der ist und der kommt.“ Und jedes Mal, wenn die Anbetung erklingt, fallen die 24 „Ältesten“, die dabei sind, nieder und beten mit an (Verse 8-11). Die Anbetung breitet sich aus und erfasst die ganze Schöpfung, wie eine heilige La-Ola-Welle.

Gott anbeten statt zu spekulieren

Wir leben in unruhigen Zeiten. Aber statt über das Wie und Wann des Weltenendes zu spekulieren, dürfen wir dieses starke Bild der Anbetung vor dem Thron Gottes aufnehmen und uns klarmachen: Das Wichtigste ist die Anbetung Gottes, der auf dem Thron sitzt, der treu ist und der da ist. Mit diesem Bild im Herzen können wir als Christen fest stehen und als Gottes irdene Gefäße seine Zeugen sein.

Die Redaktion der GEISTESGEGENWÄRTIG dankt Björn Kowalewsky von Helldunkel-Produktionen für das Coverbild der aktuellen Ausgabe „Barmherzig“. Das Magazin GEISTESGEGENWÄRTIG der GGE erscheint vierteljährlich und kann kostenfrei über die Webseite der GGE Deutschland bestellt werden.

Frank Hirschmann

Frank Hirschmann ist Pfarrer in Görlitz und Beauftragter für Polizei- und Notfallseelsorge. Er gehört dem Vorstand der GGE an.

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