Waldsterben, Dürren, Corona: Gott ruft uns Gläubige, Umwelt und Leidende recht zu behandeln. Ein leidenschaftliches Plädoyer von Reiner Fröhlich zum Weltumwelttag am 5. Juni.
Wohlan, ich will von meinem lieben Freunde singen, ein Lied von meinem Freund und seinem Weinberg. Mein Freund hatte einen Weinberg auf einer fetten Höhe. Und er grub ihn um und entsteinte ihn und pflanzte darin edle Reben. Er baute auch einen Turm darin und grub eine Kelter und wartete darauf, dass er gute Trauben brächte; aber er brachte schlechte. Nun richtet, ihr Bürger zu Jerusalem und ihr Männer Judas, zwischen mir und meinem Weinberg! Was sollte man noch mehr tun an meinem Weinberg, das ich nicht getan habe an ihm? Warum hat er denn schlechte Trauben gebracht, während ich darauf wartete, dass er gute brächte? Wohlan, ich will euch zeigen, was ich mit meinem Weinberg tun will! Sein Zaun soll weggenommen werden, dass er kahl gefressen werde, und seine Mauer soll eingerissen werden, dass er zertreten werde. Ich will ihn wüst liegen lassen, dass er nicht beschnitten noch gehackt werde, sondern Disteln und Dornen darauf wachsen, und will den Wolken gebieten, dass sie nicht darauf regnen. Des HERRN Zebaoth Weinberg aber ist das Haus Israel und die Männer Judas seine Pflanzung, an der sein Herz hing. Er wartete auf Rechtsspruch, siehe, da war Rechtsbruch, auf Gerechtigkeit, siehe, da war Geschrei über Schlechtigkeit.
(„Das Weinberglied“ aus dem Buch des Propheten Jesaja, Kap. 5, 1-7)
Am 5. Juni ist der Internationale Tag der Umwelt: Mir fällt dazu dieser Bibeltext aus Jesaja ein. Ich frage: „Gott, was willst du uns heute damit sagen?“ Da war etwas umzäunt und geschützt. Nun ist es ungeschützt, es wird angefressen und zertreten. Damals war das der Assyrerkönig Tiglat-Pileser, der mit seiner Armee in Syrien alles kaputtmachte und Israel bedrohte. Der ist lange tot.
Was will Gott uns heute mit dem Propheten Jesaja sagen?
Mir fällt ein: Wir lebten mit grünen Bäumen und Natur zum Erholen. Nun frisst sich der Borkenkäfer durch die Bäume und unsere Wälder sehen so aus: kahlgefressen und zertreten.
Mir fällt ein: Die Insekten in Deutschland sind in den letzten Jahrzehnten um 76 Prozent zurückgegangen. Die Bienen kämpfen um ihr Leben. Der Tod dezimiert und vernichtet eine Tierart nach der anderen.
Mir fällt ein: Wir Menschen lebten in Ruhe und Frieden, zumindest in diesem Teil der Welt. Aber dann fraß sich ein Virus durch die Menschheit hindurch, auf allen Kontinenten. Der Zaun ist weggenommen, die Mauer eingerissen.
Mir fällt ein: Die Erzählung vom Paradies im 1. Buch Mose, Kapitel 2 – Gott erschafft die Welt und macht den Menschen: „Und Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte“ (V. 15).
Wir sollen Gottes Recht auf Erden üben
Gott setzte uns Menschen auf diese Erde, dass wir seine Schöpfung bebauen und bewahren. „Gott wartete auf Rechtsspruch“, dass wir die Schöpfung hegen und pflegen, dass wir die Armen gerecht behandeln. „Aber siehe, da war Rechtsbruch“ (Jesaja, Kap. 5, V. 7).
Wenn ich mir unsere Wälder ansehe, höre ich den stummen Schrei der Bäume. Wenn ich die Brände in Australien sehe, jedes Jahr schlimmer, dann höre ich das Wimmern von Pflanzen und Tieren. Die Schöpfung stöhnt und schreit auf unter dem Würgegriff von uns Menschen.
Ich denke: All das ist der Weckruf Gottes an die Gläubigen, damals und heute. Jesus sagt: „Das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen. Tut Buße“ (Markusevangelium, Kap. 1, V. 15)! Kehrt um! Er spricht uns zu: „Ihr seid das Licht der Welt“ (Matthäusevangelium, Kap. 5, V. 14). Wir sollen dieses Licht Gottes ausbreiten auf Erden.
Wir Frommen haben uns Jesus zurechtgestutzt
Jesus ist nämlich nicht allein der Heiland der Herzen, er ist nicht nur zuständig für das Innere. Wir im Westen haben ihn dazu gemacht. Wir haben Gott zurechtgestutzt: Und was da draußen passiert, dass Millionen Bäume kaputtgehen, dass mehr als 800 Millionen Menschen hungern, das ist für unseren Glauben völlig unwichtig geworden.
Das ist nicht biblisch. Das ist nicht geistlich.
Wir müssen auch in unseren Taten fromm werden!
Die Coronapandemie, unsere toten Wälder, die Dürren, die fehlenden Insekten sind der Weckruf Gottes an die Christenheit. Die Frommen müssen aufwachen und fromm werden – nicht in ihrer Innerlichkeit, sondern in ihren Taten. Aufwachen dazu, dass wir sehen: Gott hat uns als Weinberg gepflanzt, hier in seinem Garten, auf seiner Erde, damit wir gute Früchte bringen – da draußen, nicht nur in unseren Herzen. Gott weckt uns auf, damit wir gemeinsam anfangen zu überlegen: Wie können wir unseren Alltag leben, damit Gottes Reich gebaut wird in seiner Schöpfung und bei den Armen?
Wir sollen Menschen zum Glauben rufen, ja. Wir müssen aber auch darüber sprechen, wie wir als Christen so leben können, dass wir das Recht Gottes üben und nicht brechen. Wie können wir – als Erweckte und mit dem Heiligen Geist Erfüllte – anfangen, weniger Unrecht zu tun und Gottes Garten weniger zu verwüsten?
Gerechtigkeit und Umweltschutz gehören mitten in die Gemeinde
Das kann niemand allein. Gott stellt uns in die Gemeinde, in den Gebetskreis. Dort dürfen wir uns austauschen: WAS kaufen wir? WO kaufen wir? Kaufen wir möglichst billig?
Wer kann erzählen, welche fair gehandelten Produkte er kauft? Wir können uns austauschen: Was brauchen wir überhaupt? Und worauf können wir verzichten?
Es geht darum gemeinsam zu überlegen, wie wir uns fortbewegen, ob per Auto, Bus oder Fahrrad. Wir können darüber reden, was wir in welcher Jahreszeit essen.
Lasst uns ein politisches Thema, ein Verbraucherthema anpacken, von dem wir keine Ahnung haben und uns kundig machen! Die „Micha-Initiative“ gibt in ihrem Kurs „Just People“ viele Ideen für den Alltag.
Gottes Reich breitet sich aus. Gott will Menschen erretten aus der ewigen Verlorenheit. Und die Erretteten sind Gottes Boten. Sie sollen für Gerechtigkeit eintreten und Gottes Garten bebauen und bewahren. Das Reich Gottes ist in unserer Mitte – und es wächst, durch unser Zeugnis und unser Tun.
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