Holocaust-Gedenken: Jüdische und christliche Schüler beten gemeinsam in Bitola

Im nordmazedonischen Bitola gibt es einen besonderen Begegnungsort für Jugendliche: an einem Ort, wo im März 1943 3700 Juden deportiert wurden. Hans-Joachim und Rita Scholz waren zum 80. Jahrestag dabei.

Bitola, Mazedonien

Am 11. März vor 80 Jahren wurden 7144 mazedonische Juden ins Vernichtungslager Treblinka deportiert, allein 3700 aus der nordmazedonischen Stadt Bitola: Mehrere Tage wird im Land offiziell dieser Katastrophe gedacht und getrauert. Jugendliche aus Israel und Nordmazedonien sowie eine Delegation aus Deutschland sind sich aus diesem Anlass jetzt in Bitola begegnet: 60 jüdische und christliche Schüler in Gebet und Stille vereint, unter dem Motto „Roadmap to Reconciliation“ (dt. „Weg zur Versöhnung“). Welch eine berührende Erfahrung, beieinanderzustehen und unseren Vater im Himmel, den Gott Israels, gemeinsam so anzusprechen!

Der „March of the Living“ (dt. „Marsch der Lebenden“) führte am 9. März durch die Innenstadt von Bitola.

Ein sehr alter jüdischer Friedhof wird zum Begegnungsort für Junge

Die Vorgeschichte: Bitola ist mit rund 70.000 Einwohnern eine der größeren Städte Nordmazedoniens und hat den größten jüdischen Friedhof auf dem Balkan. Vor rund acht Jahren kam die Idee auf, diesen seit 1497 bestehenden Friedhof zu einer Begegnungsstätte umzugestalten – auf Initiative des israelischen Botschafters für den Balkan, Dan Oryan, und eines Israelis, der 2015 am Versöhnungsweg nach Stalingrad teilgenommen hatte.

Nach intensiven Aufräum- und Reinigungsarbeiten mit mehreren Jugend-Sommer-Camps entstand die Gruppe „Roadmap to Reconciliation“. Seit 2016 fanden in Bitola Begegnungen zwischen Mazedoniern, Deutschen, Russen und Israelis statt – es wurde zu einem Nachfolgeprojekt der GGE-Versöhnungswege. „Corona“ hatte eine Unterbrechung erzwungen. Nun aber kam zum 80. Jahrestag der jüdischen Deportation ein Neustart zustande.

Gemeinsames Gedenken am Bahnhof von Bitola: Von hier wurden vor 80 Jahren Tausende Juden ins Vernichtungslager Treblinka deportiert. 

Schüler aus Israel treffen Einheimische

Aus Israel war eine Gruppe von Jugendlichen der „Beit Berl-Schule“ in Kfar Sava samt Direktorium angereist, unter der Leitung von Michal und Janiv. Michal ist die Enkeltochter zweier Überlebender von Bitola, ihre Mutter war das erste jüdische Kind, das nach dem Krieg in Bitola geboren wurde. Janiv ist Sozialarbeiter. Gemeinsam mit Nikola Traiovski vom „Josip Broz Tito-Gymnasium“ in Bitola und den Leitern des örtlichen Roten Kreuzes organisierten sie wieder eine „Roadmap to Reconciliation“-Jugendbegegnung.

2024 sollen Jugendliche aus Chemnitz mit dabei sein

Von deutscher Seite war Pfr. Holger Bartsch aus Chemnitz mit dabei, Mitglied in Vorstand und Leitungskreis der GGE Deutschland, der gleich Claudia Zimmermann mitbrachte, Direktorin von Oberschule und Gymnasium des Evangelischen Schulzentrums Chemnitz. Beide wollen für das nächste Jahr die Teilnahme an der Jugendbegegnung vorbereiten. Sie nahmen die Gelegenheit ausgiebig wahr, mit den Jugendlichen und ihren Leitern vertraut zu werden.

Aus der israelischen Besuchergruppe und von den Leitern der jüdischen Gemeinschaft in Bitola wurde der Initiative große Aufmerksamkeit geschenkt: „Ihr habt einen Platz in unserem Herzen!“


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Hans-Joachim Scholz

Hans-Joachim Scholz ist Pfarrer in der badischen Landeskirche und seit Kurzem im Ruhestand. Er und seine Frau Rita leiten den GGE-Dienst „Kirche und Israel“, weil beides für sie unbedingt zusammengehört.

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